„Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des HERRN wandeln!“ Ps.119,1
Zugegeben: Für die meisten klingt dieser Vers nicht sehr anziehend. Er schmeckt spießig, kleinkariert und unlustig. Die Befürchtung liegt nahe, dass jemand, der diesen Vers anwendet schnell zu einem MoF wird, zu einem Menschen ohne Freunde. Das kann passieren. Es sind hinreichend Fälle bekannt, in denen das christliche Leben zu einer fürchterlichen Erbsenzählerei verkommen ist. Trotzdem bitte ich Sie Ihre Befürchtungen so lange ans Ende zu stellen, bis Sie diesen Impuls zu Ende gelesen haben. Falls Ihre innere Stimme Sie warnt, hören Sie nicht auf sie. Ich mach Ihnen nämlich mal den Vorschlag etwas auszuprobieren.
Kürzlich saß ich im Büro einer städtischen Mitarbeiterin. Dabei sagte sie: „Die Orientierungslosigkeit nimmt zu.“ Im Zusammenhang unseres Gesprächs ging es ganz allgemein um das seltsame Verhalten von Menschen. Und gleichzeitig eine Unsicherheit darüber, ob das eigene Verhalten richtig ist. Wenn ich den oben zitierten Satz so verstehe, dass jemand eine tiefe Sehnsucht hat sich moralisch gut zu verhalten, dann könnte der Satz zu einem spannenden Thema hinführen. Wie kann ich unterscheiden, zwischen richtig und falsch? Wie kann ich, dass, was ich erkannt habe, dann umsetzen? Gibt es Hilfestellungen? Woran kann ich mich orientieren?
Mit diesen Fragen im Gepäck kommt nun mein Vorschlag: Nehmen Sie sich mal den Ps. 119 vor. Aber nicht auf einmal, sondern in kleinen Häppchen von jeweils 8 Versen. Lesen Sie sich selbst den Abschnitt zwei bis dreimal laut vor. Dann nehmen Sie eine Aussage aus dem Text, die Sie anspricht und nehmen diese Aussage mit in Ihren Tag. Wenn sich im Lauf des Tages die Gelegenheit bietet, erinnern Sie sich an die Aussage und denken darüber nach. Lassen Sie sich ruhig Zeit damit. Finden Sie ihren Rhythmus, in dem Sie den nächsten Abschnitt in Angriff nehmen. Vielleicht finden sie noch jemand, der mit ihnen gemeinsam dieses Experiment macht. Dann können Sie sich miteinander austauschen. Ich bin gespannt von Ihren Erfahrungen zu hören. Ein kleiner Tipp zum Schluss: Beten hilft bei dieser Übung ungemein.
Pastor
Michael Fischer