März 2021

Wisst, dass euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt.

Jakobus 1,3

In Krisenzeiten werden vorhandene Defizite leider schonungslos aufgedeckt. Ein Mangel der schon vorher da war wird durch die Krise sichtbar. Einer der Mängel, der im Moment sichtbar wird, ist der Mangel an Geduld. Bis vor gar nicht langer Zeit war es ja selbstverständlich, dass jedes Bedürfnis und jeder Wunsch möglichst schnell befriedigt wurde. Geduldig sein und warten war deshalb selten nötig. Aber auf einmal hat sich die Lage verändert. Und nun breitet sich Ungeduld aus. Teilweise auf sehr unschöne Art. Eine davon ist die Unduldsamkeit gegenüber anderen. Der Ton wird rauer bis hin zu Hassbriefen und Morddrohungen. Es wird anscheinend immer schwieriger, die andere Meinung zu ertragen. Konflikte brechen auf. Menschen werden zu Feinden. Sogar manchmal in der eigenen Familie. Was mich wirklich besonders irritiert, ist, wenn Christen da fröhlich mitmachen. Klar können wir unterschiedlicher Meinung sein. Aber bitte geprägt von gegenseitiger Geduld. Geduld ist für Christen kein Nebenthema. Sie gehört zur geistlichen Frucht ihres Glaubens. Gerade die Schwierigkeiten im Leben sollen Christen helfen, geduldig zu werden. Das steht direkt vor dem oben genannten Vers in Jak 1,2. Dabei bedeutet Geduld im biblischen Sinn nicht einfach nur weckducken, bis der Sturm vorüber ist. Es bedeutet, die Situation aktiv anzunehmen und wenn möglich positiv zu gestalten. In Kol 3,12f wird beschrieben, was gemeint ist: Nämlich dass einer den anderen erträgt und sich die Christen gegenseitig vergeben. Ausdrücklich auch dann, wenn Unrecht im Spiel ist. Wenn sie das tun, dann tun sie etwas gegen den Trend. Versöhnung statt Spaltung. Aber es geht nicht um moralische Appelle oder politisch korrektes Verhalten. Es geht darum, das nachzuahmen, was uns unser Herr vorgemacht hat. Deshalb ist die Entscheidung, ob jemand geduldig oder ungeduldig ist, keine nebensächliche Sache. Und sie bietet Möglichkeiten.

Pastor Michael Fischer